Sammelleidenschaft

Seit mehr als einer Woche sammle ich, keine Briefmarken oder Münzen, sondern Kilometer. Unser Kreissportbund Saalekreis hat es tatsächlich geschafft, mich vom Fahrrad zu holen. Bis Ende Februar sind alle Bewohner des Saalekreises, vornehmlich die Vereinsmitglieder aufgerufen, sich auf Schusters Rappen zu bewegen. Die Vereine werden untereinander auch noch zu einem Wettbewerb angestachelt, ihr Bestes zu geben und am Ende prämiert.

Anfänglich war ich wenig begeistert, das meine gestrampelten Kilometer nicht zählen sollen, aber nun habe ich mich damit abgefunden und werde gerne meinen Beitrag leisten. Drei Kategorien stehen zur Auswahl: joggen, walken oder spazieren gehen. Ersteres kann ich nicht, letzteres will ich nicht, also kommt nur das Walken in Frage.

Ich musste noch eine Hürde überwinden: ich habe weder eine Laufuhr noch eine App. Aber da hat der KSB einen guten Hinweis gegeben und die Health-App empfohlen. Das war kein großes Problem, sie herunterzuladen und dann konnte es losgehen.

Gemeinsam mit Sylvia Christoph haben wir uns nun einen kleinen Wettkampfmodus innerhalb unseres Vereins überlegt, in der Hoffnung, dass wir nicht die Einzigsten bleiben, die ihre Kilometer sammeln. Weit gefehlt, bis zum heutigen Tag sind 18 Kinder und 33 Erwachsene Mitglieder fleißig am Sammeln. Den ersten Drei der bis 9jährigen, der bis 18jährigen und Über 18 Jahre winken kleine Preise für die meisten Kilometer. Sylvia ist in dieser Zeit aber wohl die fleißigste, denn sie erfasst all die Kilometer, täglich unermüdlich und schickt sie einmal wöchentlich nach Merseburg.

Da ich ja nun mit einer App ausgestattet bin, habe ich gleich am ersten Tag der Zählung angefangen und war stolz auf meine 4,2km. Ok, die Läufer werden jetzt lächeln. Bei meinem dritten Versuch wurden es dann 21,2km von der Herrmannsecke zum Mittelberg (Fundort der Himmelsscheibe) und zurück im winterlich idyllischen Ziegelrodaer Forst. Während des straffen Gehens und der Bewunderung in der Natur war alles bestens, aber danach: Ich habe wieder Muskelgruppen gespürt, die bei mir schon in Vergessenheit geraten sind. Trotzdem war es eine sehr schöne Wanderung, ein echter Geheimtipp. Man muss ja nicht gleich so weit gehen.

Zwei Tage später fand ich mit Kathrin eine Walkingpartnerin, der ich sogar noch etwas Neues zeigen konnte. Wir gingen zum und rund um das Teutschenthaler Schloss. Da kamen immerhin 7,6km zusammen.

In dieser Woche trafen wir uns wieder und sammelten unsere Kilometer im Salzatal. Das Wetter war an diesem Tag recht nass und dementsprechend auch die Wege, aber bei guten Wanderschuhen kein Problem. In einer Stunde gingen wir schwatzend flotten Schrittes 5,8km.

Fazit für mich bisher: Obwohl ich anfänglich weniger erfreut war, nur zu Fuß meine Kilometer zu sammeln, kann ich mich dafür begeistern, in der Natur zu laufen, egal bei welchem Wetter. Ich hoffe sehr, dass alle durchhalten, vor allem die Kinder und Jugendlichen. Dann sind sie zum Training, was sicher irgendwann wieder stattfindet, fit und wir können mit vollem Elan durchstarten.

Vielleicht oder hoffentlich berichtet noch jemand von seinen Erfahrungen zum Kilometer sammeln oder hat eine Empfehlung, wo Mann oder Frau gehen kann.

Ein Bericht von Evelyn Heinrich